„Eine Bürgerwehr wollten wir nie!“

Neues Sicherheitskonzept mit privatem Dienstleister begrüßt

Dass es im Innenstadtbereich von Schorndorf vor allem in den Sommernächten nicht nur Vogelgezwitscher zu hören gibt, ist kein Geheimnis. „Mit normalen Stadtgeräuschen und der Zusatzbelastung während der Stadtfeste kommen alle Anwohner klar – aber in den letzten Jahren haben die Störungen massiv zugenommen. Wir wurden in einer Bürgerversammlung vor einem Jahr sowie in unserer Bürgerbefragung im Frühjahr schlicht überrollt von den Beschwerden über Ruhestörung, Vandalismus und Vermüllung. „Schon nach der Bürgerversammlung war uns klar: Wir müssen was tun!“, so Klaus Dieterle, Vorstandsvorsitzender des Weststadtvereins Schorndorf e.V. Der Verein wurde tätig, trat mit Stadt, Polizei und Jugendsozialarbeit in Kontakt und initiierte damit einen ansehnlichen Maßnahmenkatalog. Mit Erfolg: Im Gemeinderat wurde aktuell ein Sicherheitskonzept für den Innenstadtbereich beschlossen.

An den Wochenenden im Monat, von März bis Oktober, soll laut Beschluss des Gemeinderats ein privater Sicherheitsdienstleister in den Nacht- und frühen Morgenstunden in der Schorndorfer Altstadt Streife laufen. Dafür wurden im städtischen Haushalt 25.000 Euro eingestellt. Diese nächtlichen Kontrollen sollen helfen, Brennpunkte nächtlicher Aktivitäten auszumachen und Ruhestörungen in diesen Bereichen zu verhindern, Vandalismus und Vermüllung zu erschweren, eskalierende Situationen zu entschärfen sowie im Zweifelsfall die Polizei hinzuzuziehen.

„Wir haben uns sehr über die Unterstützung der Stadt bei unseren Bemühungen gefreut“, so Dieterle. Denn bevor ein Sicherheitskonzept erarbeitet werden konnte, wurden die Beschwerden eingehend geprüft. „Sowohl die Mitarbeiter des Schorndorfer Ordnungsamtes, der mobilen Jugendarbeit als auch der Polizei haben sich sehr engagiert – es wurden mehrere nächtliche Probestreifengänge organisiert, auf denen auch Mitglieder des Weststadtvereins dabei waren, um sich ein Bild der tatsächlichen Vorkommnisse zu machen.“

Die Ergebnisse gaben den Beschwerden der Anwohner recht: in Schorndorf zeigt sich nachts ein wachsender rechtsfreier Raum und ein deutlich sinkendes Unrechtsbewusstsein: Fahren durch die Fußgängerzone, überhöhte Geschwindigkeiten in 30-er Zonen, wildes Parken, Beschmieren von Hauswänden, zerstören von Privateigentum, lautes und aggressives Verhalten im Wohnbereich der Altstadt, verbunden mit hoher Gewaltbereitschaft oft durch Alkoholmissbrauch, sind mittlerweile allnächtliches Übel. „Das Maß ist des Erträglichen ist deutlich überschritten“, gibt Dieterle den Anwohnern recht.

Fehlendes Mietinteresse und Preisverfall sind die Folge – das trifft Immobilienbesitzer hart, die die oftmals unter Denkmalschutz stehenden Häuser der Altstadt aufwendig in Stand halten und damit das attraktive Stadtbild Schorndorfs erhalten helfen. „Eine Bürgerwehr wollten wir aber nie – wir wollten immer was Seriöses“, erklärt Dieterle. „Auch deshalb werten wir das städtische Konzept mit der Beauftragung eines privaten Sicherheitsdienstleisters als Riesenerfolg!“ Im Konzept enthalten, und darauf legt der Dieterle und seine Vorstandskollegen besonderen Wert, sind aber auch weitere flankierende Maßnahmen, wie die Aufarbeitung der Problematik durch die Mobile Jugendarbeit. Auch der Weststadtverein will seine Arbeit hinsichtlich einem besseren sozialen Miteinander seiner Bewohner und Hausbesitzer weiter ausbauen.